Der letzte Tag in Sarajevo war angebrochen! Denn an diesem Montag würden wir nach Travnik aufbrechen, um dort eineinhalb Tage zu verbringen.
Vor der Busfahrt war ein Treffen mit dem Kardinal Sarajevos abgesprochen. Dafür sollten wir uns eigentlich um 8:30 Uhr zu ihm auf den Weg machen. Aber es kam anders, und um halb neun war Zeit in Ruhe die Koffer zu packen, denn dem Kardinal war etwas Wichtiges dazwischengekommen. Schade, denn ich habe schon oft gehört, dass er immer sehr interessiert an jungen Leuten ist und ein offenes Ohr für vieles hat. Nun ja, so konnten wir die Zeit ausgiebig und in aller Ruhe nutzen, sodass wir entspannt in den Bus stiegen und uns in der folgenden Stunde der Stadt Travnik näherten.
Auch dort stellte eine katholische Schule unsere Schlafräume, die wir nach dem Mittagessen bezogen, um dann für einen kleinen Stadtrundgang aufzubrechen. Lucija, die hier aufgewachsen war, kannte sich gut aus und zeigte uns die Gebäude, die den Charakter der Stadt bilden. Gegen Ende wurde ein sehr steiler und langer Aufstieg belohnt: Denn wir wanderten zu einer alten Burg und hatten so abschließend einen tollen Blick auf die Stadt.
Der für den späten Nachmittag geplante „ökologische Workshop“ konnte dann nicht international stattfinden: Die Gruppe aus dem Bistum Limburg brauchte noch Zeit, um den deutschen Abend vorzubereiten. Einen solchen Abend würde es auch am kommenden Tag geben. Für beide gab es keine richtigen Vorgaben. Einzig klar war, dass beide Abende mit dem jeweiligen Land und der jeweiligen Kultur zu tun haben müssen.
Da Lotte und ich keine „richtigen Deutschen“ waren, sammelten wir dann mit den Bosniern Steine auf und schmissen die in einen Container. Uns war gesagt worden, dass die Pastöre auf dem Gelände der Schule aus den Steinen ein neues Gebäude bauen werden. So machten wir dann eine Stunde lang Krach und schmissen Stein auf Stein.
Das Abendessen ging vorüber und der deutsche Abend begann! Während Lotte eine Ahnung vom Programm hatte, weil sie Gitarre spielen würde, wusste ich gar nichts. So war ich dann genauso gespannt wie die Bosnier.
„Wetten dass…“ prangte in großen Buchstaben an der Tafel des Klassenzimmers, in der der Abend stattfand. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Denn: nach dem Abendessen hatte ich eine Deutsche geschminkt und im Kleid durch die Schule laufen sehen. Als sie mich aus Versehen fragte, ob sie wie ein Model aussehen würde, wusste ich über ihre Rolle Bescheid.
So würde bei der Sonderausgabe von „Wetten dass“ also schon mal Heidi Klum zu Gast sein. Weitere geladene Personen waren Franzi van Almsik, Lukas Podolski, Angela Merkel, Thomas D von den Fantastischen 4 und Lotte mit ihrem Sonderact. Gastgeber waren Frank Elstner und Thomas Gottschalk; alle natürlich von den Deutschen gespielt.
Die Bosnier wurden auch einbezogen: Und zwar als Wettkandidaten. Und ich wurde das auch: Sofort bei der ersten Wette. Mit Borjan durfte ich versuchen, in einer Minute jeweils 20 Salzstangen zu essen. Mh, das war lecker! Nicht. Naja, so schlimm war es nicht. Aber während Borjan es packte, schaffte ich es leider ganz knapp nicht. Die anderen Wetten waren (auch) sehr kreativ: So mussten Lucija und Ivana in zwei Minuten eine sehr lange Reihe von Teelichtern auspusten. Das aber nicht mit ihren Mündern, sondern mit ihren Nasen. Wir konnten nicht mehr vor Lachen!
Und für die Fälle, dass die „Promis“ mit ihrer Wett-Voraussage falsch lagen, hatten sie sich auch Sachen einfallen lassen.
Alles in allem war das ein guter Abend gewesen! Die Deutschen hatten unser Heimatland auf eine sehr kreative, nicht langweilige Weise und mit viel Mühe und Einfallsreichtum dargestellt. Ich ziehe meinen imaginären Hut!
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