Glücklicherweise spielte Lotte am Abend des 04. mit und wanderte am Vorabend ihres Geburtstages gegen elf Uhr ins Bett, da sie müde war. Perfekt! Ich hätte mich natürlich gefreut, mit ihr rein zu feiern, aber so war die Situation sehr passend. Ich sagte ihr, ich wolle noch ein wenig Tagebuch schreiben. Fuhr also den Laptop hoch, schaute mir alle möglichen Bilder und schließlich das gespeicherte Kuchenrezept an, bis ich sicher war, dass sie eingeschlafen war. Es ging los. Die Zutaten hatte ich im Küchenschrank ganz unten versteckt, die Backutensilien kramte ich auch zusammen. Oh nein, ich hatte vollkommen vergessen, die am Nachmittag gekauften und im Schlafzimmer versteckten Zutaten in der Küche zu verstauen. Doch Lottes Schlaf war tief, und so schwang ich schon bald den Mixer. Mehl wurde abgewogen, Eier getrennt, Zitronenaroma nach Gefühl abgemessen, Milch erwärmt und, und, und. Gegen halb 2 war es vollbracht; der Kuchen war abgekühlt und ich gönnte mir endlich das Bett.
Dort blieb ich aber nicht lange, denn ich hatte vor, als Erste aufzustehen und alles vorzubereiten. Was ein schöner Frühstückstisch! Alles stand bereit und ich bat Lotte zu Tisch. Da guckte sie schon nicht schlecht. Einige Geschenke lagen zwischen den Lebensmitteln. Doch das Highlight war dann der Marmorkuchen. Die 1 und die 9 brannten wir geplant und auch Lottes Freude war wie erhofft groß. Damit hatte sie dann doch nicht gerechnet.
Die in glänzender Folie eingepackten Geschenke enthielten einige Überraschungen. Gitarrenutensilien, Denta-Stix (da sie seit unserer Ankunft den süßen Straßenhunden unseres Viertels etwas Gutes tun wollte) Sauerkraut (eine Art Gag-Geschenk. Soll ihr symbolisch helfen, die sog. Sauerkrautzeit, die Deutsche bei einem langen Auslandsaufenthalt durchleben, zu überstehen. In dieser Zeit sieht man vieles der örtlichen Kultur als schlecht, und viel der eigenen Kultur als perfekt an) warteten auf Lotte.
Wir ließen uns das Frühstück schmecken und machten uns dann bald auf zum Jugendhaus. Ich konnte es kaum erwarten.
Lucija war wie zu erwarten eiskalt und fragte uns ab. Ob wir nicht in die kleine Küche gehen könnten, fragte sie uns.
Dort saßen Mariana und Ivana, trällerten Happy Birthday auf Kroatisch und pusteten in kleine Trompeten aus Papier. Auf einer Sachertorte brannten kleine Kerzen.
Lottes Blick war göttlich. Sehr erstaunt, freudig und gleichzeitig ungläubig. Sie sagte die ganz Zeit „Oh, I hate you“, meinte es natürlich nicht so und freute sich ziemlich. Die Geschenke des Jugendhauses waren ein kroatisches Schlumpfbuch, ein T-Shirt und eine Spielesammlung. Von der Torte blieb dann ziemlich viel übrig, und so nahmen wir die Reste mit zum Waisenhaus.
Dort kamen wir pünktlich an, starteten, und alles lief, wie geplant. Die Torte stellten wir kalt, um sie dann nach allen Einheiten, kurz vor Feierabend herauszuholen und um mit den Kindern anzuschneiden. Wie sehr sich alle freuten! So bekam Lotte dann noch ein zweites kroatisches Geburtstagsständchen. Anschließend wollten die Kinder noch ein hier bekanntes Spiel spielen, wofür alle im Kreis stehen, die Hände auf die der Nachbarn legen. Es wird ein Lied gesungen und mit der rechten Hand wird der Reihe nach immer auf die Hand des Nachbarn geklatscht. Dieser „Klatscher“ wird also immer weitergegeben. So lang, bis das Lied zu Ende ist. Beim letzten Ton muss der Schlagende versuchen, die Hand des Nachbarn zu treffen. Dieser versucht dann natürlich, die eigene Hand wegzuziehen. Schafft er es nicht rechtzeitig, ist er ausgeschieden.
Ich muss sagen, das hat ziemlich Spaß gemacht mit den Kindern.
Nachdem die Torte dann vernichtet war, machten Lotte und ich uns wieder auf den Weg. Koffer packen stand an, denn am Donnerstag würde die deutsche Gruppe ankommen.
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