09.09.2011 (über den 08.09.2011), 1. Tag
Nun sind Lotte und ich schon seit mehr als 30 Stunden in Sarajevo.
So lang haben wir auf diese Zeit geschaut…Vorbereitungsseminars (die ja nicht so intensiv waren, wie bei anderen), Gespräche, Gedanken, Ängste… und nun ist es so weit.
Die Fahrt zum Flughafen Köln/Bonn war irgendwie schön. Ich habe optimistisch auf das Jahr geblickt und wusste, dass es ein guter Abschied von meiner Familie werden würde. Zwischendurch wurden noch einige Verabschiedungs-sms geschrieben, das letzte Mal WDR2 / 1live gehört und sehr bald tauchte auch schon der Flughafen in den Scheiben auf. Und ab dem Zeitpunkt ging es mir irgendwie merkwürdig. Mir wurde auf einmal alles so bewusst. Vorher hatte ich Ängste, vor allem Angst vor’m Vermissen, aber ich blickte auch sehr optimistisch auf das Jahr. Als ich den Flughafen sah, ich glaube da schnallte ich, Lena, du musst fliegen um dorthin zu kommen, das ist doch alles gar nicht sooooo nah und doch schon anders.
Nach einem leckeren Latte Macciato mit Papa kamen dann auch Lotte und ihr Vater an. Wir haben uns das Gepäck geschnappt (Juhu, ewig lang in der Eincheck-schlange warten) und jippi-yeah, durften dann 120 Euro bezahlen -> zu viele Gepäckstücke (wir hatten da von einer anderen Regelung gehört) und das obligatorische Übergepäck.
Und dann gings auch flott weiter: mit allen zur Sicherheitsschleuse. Das Verabschieden ging los. Und das war leichter als gedacht. Geweint habe ich natürlich. Besonders schwer war es bei Mama. Und Oma Tschüss zu sagen, war auch nicht grade leicht… Aber auf eine Art und Weise war es eine Erleichterung. Es musste ja so sein und dann war es auch endgültig.
Die gesamte Anreise zum Flughafen war ein guter Abschied (der Burner war sowieso die Überraschungsparty am Sonntag, die Mama still und heimlich seit Monaten vorbereitet hatte: alle wusstens, nur die Lena nicht. Und so wurde ich Sonntag von Diana, Lotte und Petra nach dem Essen mit den Pastören noch eine halbe Ewigkeit hingehalten. Kartenspielen auf Bosnisch, Kuchen essen, Kaffee trinken. Und als ich dann endlich nach Hause durfte, sie mich brachten, ich die Zelte und die 60 Leute im Garten sah, war ich FERTIG. Total überfordert. So glücklich, fassungslos und erstaunt zugleich. Es dauerte eine Ewigkeit alle zu begrüßen, und da ich so fertig war, dauerte es noch einmal länger. Mama hatte echt an alle gedacht, aus allen Bereichen meines Lebens. Es war einfach krass. Ich kann es jetzt noch nicht richtig beschreiben. Und es war alles perfekt. Sektempfang, ein überdimensionales Kuchenbüffet, Kaffee, alle Getränke, Zelte, Stehtische. Und die ganze Zeit über hatte ich überhaupt nicht im Kopf, dass all diese Menschen hier sind, um mich zu verabschieden. Also eigentlich ein nicht so freudiges Ereignis. Aber das hatte ich total vergessen. Es war so, wie Herr Dinga es ausdrückte: Mein Abschied ist eigentlich traurig, aber es kommen so viele unterschiedliche Menschen zusammen, sie lernen sich kennen und da kann viel Neues entstehen (da hatte er sich mit meinem Onkel unterhalten, die beiden haben sich sehr gut unterhalten und sie sind DEFINITIV unterschiedlich).
Ich bin Mama so unendlich dankbar, dass sie das alles für mich gemacht hat!
Der Flug mit Lotte war ganz angenehm. Er ging ziemlich schnell vorüber und als wir hörten, dass es in Sarajevo doch keine 28 Grad warm sein soll, wurden wir noch optimistischer. Das Kofferholen dauerte, aber war erfolgreich. Und in der Eingangshalle erwarteten uns Simo, Mariana und Lucjia. Wir begrüßten und stellten uns vor, dann gings ab in die Autos und zu unserer Wohnung. Echt größer als gedacht. Ein recht großes Wohnzimmer, eine schmale Küche, ein offenes Zimmer mit einem Esstisch, Bad, Schlafzimmer mit zwei Betten und Montag kommt die Besitzerin, und dann wird vielleicht ein weiteres Zimmer aufgeschlossen, so dass wir dann zwei Schlafzimmer hätten.
Bald darauf saßen wir wieder im Auto auf den Weg nach Otoka, das Viertel des Jugendhauses, wo wir die Verkehrsfahrkarten kaufen wollten. Das dauerte dann noch eine Stunde, also ins Jugendhaus! Dort steht ja jetzt nur noch das weiße Haus, das gelbe wurde ja dem Erdboden gleichgemacht. Ein Bauzaun verdeckt die riesengroße Baugrube. Und die ist echt sehr, sehr groß. Für uns war es komisch, das alles zu sehen. Denn wir kannten es ja nur vom Camp mit viel Grün und Bäumen und dem Lagerfeuerplatz. Aber es war schon schön dies alles jetzt so zu sehen, denn wir wissen ja: In zwei Jahren wird hier alles fertig sein und das ist so gut!
In den nächsten Minuten haben wir dann Ivana wiedergesehen und wurden auch den anderen Mitarbeitern vorgestellt. Dann testeten wir noch die PC’s, schickten mails, bis Lucjia uns im Trolli-bus nach Hause brachte.
Dort haben wir dann noch eine DVD versucht zu schauen; doch wir waren echt extrem müde, und sind dann schon gegen kurz vor acht schlafen gegangen.
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