Der erste Schulbesuch
Heute ging es zum ersten Mal zur Mjedeniza, der Behindertenschule. Dafür sind wir heute Morgen zunächst ins Jugendhaus gefahren, da wir mit Lucija fahren sollten, weil wir den Weg ja noch nicht kannten. Die restliche Strecke mit der Trolli zurückgelegt – circa zwanzig Minuten - den Berg hochgekraxelt, dann kamen wir an. Zunächst trafen wir den Direktor der Schule in seinem Büro; er sprach nur zu Lucija, also verstanden wir nichts. Dann brachte Lucija uns zu einem Raum, wo die Kinder vor Schulbeginn und danach spielen und ihre Zeit verbringen können. Von da an saßen Lotte und ich nur auf einem Sofa, beobachteten die Kinder und kamen dann um 13 Uhr mit zum Mittagessen. Irgendwie war es für mich am Anfang schwierig, die Kinder zu sehen. In der Bodelschwingh-Schule (eine Behindertenschule, wo ich schon einmal ein einwöchiges Praktikum absolviert hab) fand ich es nicht so bedrückend. Aber ich vermute, dass dies daran liegt, dass letztere Schule einfach viel moderner war / ist und viel, viel besser ausgestattet ist. Auf den ersten Blick eine schöne Atmosphäre.
Bei Mjedenzia hatte ich heute lange Zeit ein komisches Gefühl. Ich denke das liegt an der Vorgehensweise der Erzieherinnen / Aufpasserinnen. Sie scheinen zufrieden zu sein, wenn alles halbwegs ruhig ist und schreiben auch mal gerne eine SMS. Es war alles irgendwie gar nicht auf die Kinder ausgerichtet. Ich glaube, es werden hier gar keine Methoden gelehrt, mit denen die Kinder gefördert werden können. Aber ich muss natürlich auch bedenken, dass das heute kein Unterricht, sondern „nur“ eine Art Spielraum war. Dennoch denke ich mir, dass man gerade hier, gerade mit der Methode „Spielen“, viel erreichen könnte. Man kann sagen, der erste Tag dort oben auf dem Berg über Sarajevo war nicht der leichteste. Zunächst sich wieder daran zu gewöhnen, dass die Kinder besondere Bedürfnisse haben, damit umgehen zu lernen und dazu die andere Atmosphäre im Vergleich zu deutschen Schulen. Ich glaube, es wird nicht einfach, die nächsten Wochen zu erleben, denn ich werde bestimmt einige Male die Unterschiede im Hinterkopf haben und möglicherweise auch auf einige Sachen kritisch blicken. Aber ist das nicht die Herausforderung? Zum Einleben gehört auch die Auseinandersetzung mit der „Andersheit“ des jeweiligen Landes. Und dass das nicht immer nur kinderleicht abläuft, ist klar.
Sehr, sehr schön war heute Goran zu treffen. Dies taten wir nach unserem Feierabend am ewigen Feuer (dieses brennt ständig und ist eine Art Mahnmal). Es war echt toll ihn wiederzusehen; denn das hatte ich seit Anfang Januar ja nicht mehr (Mama wohnten über Sylvester bei ihm und seiner Mutter). Wir sind mit Lotte durch die Innen- / Altstadt geschlendert und dann in einem schönen Innenhofcafé gelandet. Sehr bald fanden sich die Gesprächsthemen von selbst und es herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre. Man merkte, dass es allen Spaß machte.
Gerade haben wir übrigens die ersten richtigen Worte mit der Wohnungseigentümerin gewechselt! Vorgestern war sie ja angekommen, da hat sie sich kurz vorgestellt und ist dann in ihr Zimmer verschwunden; wir in unseres. Abends war sie dann auch immer unterwegs, und erst gegen 23 Uhr wiedergekommen. Also haben wir uns nie gesehen. Und heute Abend waren wir am Tagebuch – Blog – schreiben und Fotos angucken, als sie Heim kam. Auf ein „Dobre vecer“ folgte dann eine kleine Einweisung in die Wohnung. Und sie war einfach richtig nett! Morgen fährt sie schon wieder. Eigentlich wirklich schade!
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