Sonntag, 25. September 2011


21.09.2011
Englisch lernen in Ägypten (Egipat)
Der Mittwoch startete mit einer kleinen Verspätung; klein, denn es handelte sich um nur eine halbe Stunde. In Deutschland würde man bei einer solchen Verspätung eine Vermisstenanzeige aufgeben; hier waren die Nonnen des Waisenhauses Egipat einfach nur glücklich, dass wir noch kamen. Denn sie wissen, wie das Verkehrsnetz Sarajevos gestrickt ist und vor allem, wie es praktisch funktioniert.
Wir starteten dann mit den gleichen beiden Mädchen wie letzte Woche und halfen ihnen bei ihren Englischhausaufgaben. Dabei saß Maria neben mir, die Lotte letzte Woche unterstütze. Ich kann sagen, es war sehr schwierig, sie bei Laune zu halten. Denn vom Prinzip hat sie zwar gut mitgemacht, aber wenn sie merkte, dass sich etwas wiederholte und sie eine Aufgabe oder Sache für eine längere Zeit machte, hat sie auf stur gestellt und jegliche Motivation flog durch die geöffneten Fenster hindurch. Beim Lesen eines längeren Reims musste ich sie deshalb immer wieder aufmuntern und versuchte, ihr Desinteresse zu ignorieren. Das klappte auch ganz gut, denn ich merkte zwischendurch immer wieder, wie sie der Eifer packte. So wollte Maria dann zum Beispiel einige Verse alleine oder noch einmal lesen, und das wurde dann durch eine „High 5“ mit mir abgeschlossen.
Beim Lesen merkte ich, dass es einige Wörter gibt, die sie nur bedingt gut ausspricht, immer wieder vergisst und / oder einfach auswendig lernt, dabei aber nicht weiß, wie sie geschrieben aussehen. Also schaltete ich den kreativen Teil meines Hirns an, schnappte mir einen Zettel, machte daraus kleine Vierecke und setzte dann auf jedes eines dieser Problem-wörter Marias. Als sie das self-made Spiel auf dem Holztisch sah, packte sie wieder der Eifer und bald waren alle Zettel umgedreht und vorgelesen. Also noch einmal. Gegen Ende zerknüddelte Maria die Zettel und ließ ihre Freundin Ana am Spiel teilhaben.
In der kleinen Küche hieß es für Lotte und mich dann wieder „Guten Appetit!“. Ein echt leckeres Essen mal wieder.
Nachmittags kamen dann noch jeweils zwei Kinder; zwischendurch schaute immer wieder eine Schwester herein, die längere Zeit in Bayern gelebt hat. Auch ihr merkt man dies durch die Aussprache einiger Wörter an. Eine sehr nette, angenehme Frau und eine gute Übersetzerin!
Früher als geplant, schon um drei Uhr, hatten wir Feierabend. Denn zu dieser Zeit kamen, wie an den beiden Tagen zuvor, Studenten der hiesigen Universität, um ein Medienprojekt mit den Kindern zu beenden. Dabei ging es hauptsächlich um Fotografie; ebenfalls wurde ein Film gedreht. Da Lotte und ich Lust hatten, den letzten Tag mitzuerleben, blieben wir; sie entschied sich für die Foto-Gruppe, ich blieb unten bei den kleineren Kindern, mit denen die Studenten Origami falteten, tanzten und anderes spielten.
Da der Sprachkurs noch anstand, warteten wir wieder auf dem katholischen Schulhof, bis Sanja um die Ecke bog. Und dann ging die zweite Stunde Kroatischunterricht los.
Wiederholungen, kurze Sätze aufsagen, kleine Arbeitszettel bearbeiten, neue Wörter kennenlernen, die Monate zum ersten Mal hören. Die Sachen, welche Lotte und ich für diese Stunde können mussten, hatte ich gelernt; ich konnte sie. Als dann aber die Lehrerin direkt vor mir saß und mich fragte, war einiges einfach aus meinem Kopf weggeblasen. Ich wusste es einfach nicht mehr ganz korrekt und vollständig. Lotte dagegen konnte es einfach sehr gut. Ich hoffe, dass dies sich in Zukunft bessert und werde weiter daran arbeiten.
Bepackt mit insgesamt circa 30 Kilo Einkaufsgut stapften wir wieder in die Wohnung, verstauten die kühlungsbedürftigen Sachen und stiegen die Treppenhausstufen dann wieder herab, um noch eine halbe Stunde im Internet zu surfen.

1 Kommentar:

  1. ein sehr toller beitrag! ich freue mich auf viele weitere news aus sarajevo :)

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