Sonntag, 25. September 2011

die bosnische Hauptstadt von oben

das Kinderheim "Egipat"

noch einmal der Blick von oben

22.09.2011
Die Herausforderung beginnt
Ausnahemsweise entspannt konnten wir den heutigen Morgen angehen, denn erst gegen zehn Uhr müssen wir donnerstags und freitags den Bus zur Mjedeniza, der Behindertenschule, nehmen.
Wir waren gespannt, welche Kinder heute da sein würden, kamen an, unterstützten die Erzieherinnen so gut es ging und bald ging es auch schon zum Mittagessen.
Dann begann für mich die Zeit mit dem größeren, schwierigen Mädchen, von dem ich schon berichtete. Über sie hatte die Erzieherin noch einmal mit mir gesprochen; immer vor bzw. nach dem Mittagessen werde ich jetzt eine halbe Stunde mit ihr in dem kleinen Zimmer verbringen und versuchen, sie so gut wie möglich zu beschäftigen. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Einerseits finde ich es merkwürdig, dass sie mir sofort so eine schwierige Aufgabe gibt, andererseits sehe ich es als gute Herausforderung an, die den Tag anspruchsvoll und spannend gestaltet.
Was mich auch noch beschäftig ist, dass man in der Gruppe schon sofort Lieblinge hat. Es gibt Kinder, deren Art ich sehr gern mag. Andere dagegen haben einfach andere Charaktere; mit ihnen fällt es mir nicht so leicht. Was ich dann als so schwierig ansehe, ist der Kontrast meines Verhaltens der verschiedenen Kindern gegenüber. Ich denke, mit der Zeit gibt sich das wieder (vieles ist eine Gewohnheitssache), denn ich möchte zu allen Kindern gleich sein, unabhängig von seiner Behinderung, seiner Art und seinem Charakter.
Dann wurde noch festgelegt, dass Lotte morgen gegen acht Uhr da sein wird, ich wieder um 11. Auch morgen wird sie wieder für einen autistischen Jungen verantwortlich sein.

21.09.2011
Englisch lernen in Ägypten (Egipat)
Der Mittwoch startete mit einer kleinen Verspätung; klein, denn es handelte sich um nur eine halbe Stunde. In Deutschland würde man bei einer solchen Verspätung eine Vermisstenanzeige aufgeben; hier waren die Nonnen des Waisenhauses Egipat einfach nur glücklich, dass wir noch kamen. Denn sie wissen, wie das Verkehrsnetz Sarajevos gestrickt ist und vor allem, wie es praktisch funktioniert.
Wir starteten dann mit den gleichen beiden Mädchen wie letzte Woche und halfen ihnen bei ihren Englischhausaufgaben. Dabei saß Maria neben mir, die Lotte letzte Woche unterstütze. Ich kann sagen, es war sehr schwierig, sie bei Laune zu halten. Denn vom Prinzip hat sie zwar gut mitgemacht, aber wenn sie merkte, dass sich etwas wiederholte und sie eine Aufgabe oder Sache für eine längere Zeit machte, hat sie auf stur gestellt und jegliche Motivation flog durch die geöffneten Fenster hindurch. Beim Lesen eines längeren Reims musste ich sie deshalb immer wieder aufmuntern und versuchte, ihr Desinteresse zu ignorieren. Das klappte auch ganz gut, denn ich merkte zwischendurch immer wieder, wie sie der Eifer packte. So wollte Maria dann zum Beispiel einige Verse alleine oder noch einmal lesen, und das wurde dann durch eine „High 5“ mit mir abgeschlossen.
Beim Lesen merkte ich, dass es einige Wörter gibt, die sie nur bedingt gut ausspricht, immer wieder vergisst und / oder einfach auswendig lernt, dabei aber nicht weiß, wie sie geschrieben aussehen. Also schaltete ich den kreativen Teil meines Hirns an, schnappte mir einen Zettel, machte daraus kleine Vierecke und setzte dann auf jedes eines dieser Problem-wörter Marias. Als sie das self-made Spiel auf dem Holztisch sah, packte sie wieder der Eifer und bald waren alle Zettel umgedreht und vorgelesen. Also noch einmal. Gegen Ende zerknüddelte Maria die Zettel und ließ ihre Freundin Ana am Spiel teilhaben.
In der kleinen Küche hieß es für Lotte und mich dann wieder „Guten Appetit!“. Ein echt leckeres Essen mal wieder.
Nachmittags kamen dann noch jeweils zwei Kinder; zwischendurch schaute immer wieder eine Schwester herein, die längere Zeit in Bayern gelebt hat. Auch ihr merkt man dies durch die Aussprache einiger Wörter an. Eine sehr nette, angenehme Frau und eine gute Übersetzerin!
Früher als geplant, schon um drei Uhr, hatten wir Feierabend. Denn zu dieser Zeit kamen, wie an den beiden Tagen zuvor, Studenten der hiesigen Universität, um ein Medienprojekt mit den Kindern zu beenden. Dabei ging es hauptsächlich um Fotografie; ebenfalls wurde ein Film gedreht. Da Lotte und ich Lust hatten, den letzten Tag mitzuerleben, blieben wir; sie entschied sich für die Foto-Gruppe, ich blieb unten bei den kleineren Kindern, mit denen die Studenten Origami falteten, tanzten und anderes spielten.
Da der Sprachkurs noch anstand, warteten wir wieder auf dem katholischen Schulhof, bis Sanja um die Ecke bog. Und dann ging die zweite Stunde Kroatischunterricht los.
Wiederholungen, kurze Sätze aufsagen, kleine Arbeitszettel bearbeiten, neue Wörter kennenlernen, die Monate zum ersten Mal hören. Die Sachen, welche Lotte und ich für diese Stunde können mussten, hatte ich gelernt; ich konnte sie. Als dann aber die Lehrerin direkt vor mir saß und mich fragte, war einiges einfach aus meinem Kopf weggeblasen. Ich wusste es einfach nicht mehr ganz korrekt und vollständig. Lotte dagegen konnte es einfach sehr gut. Ich hoffe, dass dies sich in Zukunft bessert und werde weiter daran arbeiten.
Bepackt mit insgesamt circa 30 Kilo Einkaufsgut stapften wir wieder in die Wohnung, verstauten die kühlungsbedürftigen Sachen und stiegen die Treppenhausstufen dann wieder herab, um noch eine halbe Stunde im Internet zu surfen.
22.09.2011, über den 20., 21. und 22.09.2011

Guten Abend!
Ich sitze grade im echt gemütlichen Schaukel-Wipp-Stuhl unseres Wohnzimmers und bin stolz, mich aufgerafft zu haben, wieder etwas zu schreiben. Denn das ist in der letzten Zeit immer zu kurz gekommen; es war einfach zu stressig, und wenn ich dann mal abends noch ein wenig Zeit hatte, wollte ich einfach nur kurz die Beine hochlegen und dann auch bald schlafen gehen. 

20.09.2011
Der erste Arbeitstag der zweiten Woche
Wenn ich an den Dienstag denke, fällt mir eigentlich nichts Besonderes ein. Morgens sind wir zur allwöchentlichen Morgenrunde zum Jugendhaus aufgebrochen. Also wie immer; nur, dass dieses Mal nicht Lucija, sondern Marina auf uns wartete. Letztere spricht sehr gut Deutsch; und zwar mit einem kleinen bayerischen Akzent, denn sie war ein paar Jahre im Süden Deutschland, was man zwischendurch an einigen Wörtern erkennen kann.
Das Austauschen mit ihr war sehr gut. Wir redeten über das Wochenende, die vergangene Woche und über sonstige Sachen, die uns beschäftigen.
Anschließend wieder ab zur Zeitung, die Einpack-Arbeit erledigen. Dieses Mal ging es, wie letzte Woche,  relativ schnell. Nur, dass mir zwischendurch immer mal wieder schlecht wurde, was wohl an der qualitativ nicht hochwertigen Luft im Packraum lag. Bald war es aber überstanden, und es ging wieder raus an die bosnische Luft in Sarajevo.
Der weitere Tagesablauf war ziemlich unspektakulär :)

Samstag, 24. September 2011

dobra večer, guten Abend!

da habe ich ein so ausgekluegeltes System: die Blogbeitraege entstehen immer am Laptop, daheim im vierten Stock in unserer Wohnung, werden dann via USB-Kabel auf meinem Stick gespeichert, um anschliessend die circa 20 Meter Luftlinie zum Internetcafe getragen zu werden. Dessen Rechner verfuegen, angepasst an die neueste Technik, ueber die noetige Schnittstelle, um Kontakt zu eben erwaehnten Stick uns den auf ihm gespeicherten Daten aufzunehmen. Der Mozilla-Firefox-Browser wird geoeffnet; in seine Adressenleiste blogger.com eingegeben, der zum Seitengebrauch noetige Benutzername sowie das Passwort werden einige Sekunden spaeter in die Tastatur gehaemmert. Alles perfekt. Mit Vorfreude meinerseits oeffnet sich nach einigen Klicks das Fenster "Neuer Post"; alles ist bereit fuer die grossen, wichtigen Sekunden. Ueber die Anwendung "Arbeitsplatz" kann ich theoretisch auf das Worddokument "Blog" zugreifen, um es zu kopieren und es im noch leeren, weisen Fenster "Neuer Post" dann einzufuegen. Theoretisch. Heute leider nicht praktisch.
Der Rechner hier mag die Datei nicht; ich habe sie in einer anderen Word-Version gespeichert, die ihm nicht bekannt ist.
Also wird es die neuen Beitraege morgen geben. Von einem anderen Internet-cafe aus :)

Laku noć, gute Nacht ;)

Mittwoch, 21. September 2011

Fotos

heute wird es mal etwas zum Anschauen geben :)

Lotte bei der Arbeit beider kath. Zeitung

die Buehne des Festivals in Serbien

unsere Gastfamilie, die Band und wir

Sarajevos Hauptsrasse bei Abendlicht

Dienstag, 20. September 2011

19.09.2011, über den 17., 18. und 19.09.2011


We are going to Serbia!
Trautes Heim, Glück allein! Nun sind wir wieder da. Eigentlich sollten wir das erst heute gegen Nachtmittag, doch in Subotica wurde spontan entschieden, dass wir schon Sonntagnacht zurückfahren. Also, zu unserer Zeit in Serbien:
Ivana, eine Mitarbeiterin des Jugendhauses, hatte uns am Freitag angerufen, als wir grade in der Behindertenschule waren. Sie fragte uns, ob wir am Wochenende schon etwas vorhätten, und falls Zeit und Lust vorhanden waren, mit nach Subotica zu fahren; eine Stadt in Serbien, ca. 400 Kilometer von Sarajevo entfernt. Dort würde ein kirchliches Musikfestival stattfinden und so würden wir mit der Band des Jugendhauses dorthin aufbrechen.
Wir überlegten kurz und sagten dann spontan zu. Warum auch nicht? So etwas würde immer eine gute Möglichkeit sein, Leute unseres Alters kennenzulernen.
Also hieß es dann: Packen und Waschen in Rekordzeit! Auf letzteres wollten wir auf keinen Fall verzichten. Und Dank der enormen Schleuderkraft unserer Waschmaschine wurden viele Teile noch rechtzeitig einigermaßen trocken, so dass wir freudig morgens um vier alles in die Taschen packen konnten. Ivan, der Fahrer fahren würde, holte uns vom Mercator ab, was einen kurzen Fußweg bedeutete und alles lief wie geplant.; die anderen Mitfahrenden wurden eingesammelt und ziemlich bald waren wir unterwegs durch die Dunkelheit zwischen den bosnischen Bergen. Nach kurzer Zeit war ich eingeschlafen, wurde zwischendurch wach, als ein junger Mann zustieg, der mir sehr bekannt vorkam. Es war Marko! Ein sehr guter Gitarrenspieler aus dem Camp 2009. Lotte und ich freuten uns, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Früher als geplant und nach ausgiebigen Gesangs- und Gitarren-spiel - Proben im Bulli sind wir dann in Subotica angekommen; auf den ersten Blick eine schöne Stadt. Unser erstes Ziel war eine Kirche, wo wir auf einige Organisatoren trafen, die uns zu unserer Gastfamilie leiteten. Und die war echt der Hammer! Sie begrüßten uns echt freundlich vor ihrem scheinbar eher kleinen und unscheinbaren Haus, doch im Eingang sah man schon, wie gut es ihnen geht und wie schön alles eingerichtet ist. Marmorboden. Charlotte und ich bekamen jeweils ein eigenes Zimmer (die Zimmer von zwei der drei Söhne) und die Jungs schliefen auf den ausgeklappten Sofas im Wohnzimmer. Nach einem kurzen Beisammensitzen wurden wir nach unten in den kleinen Essensraum gebeten. Spaghetti Bolognese! Da Lotte angekündigt hatte, dass sie kein Fleisch isst, wurde für sie extra Salat gemacht.
Später ging es dann raus aus der Stadt auf eine Anlage der Kirche. Wie schön es dort war! So malerisch und der Garten sehr durchdacht angerichtet. Natürlich verstanden Lotte und ich nichts, als der Pastor ein paar Worte hielt und standen so etwas verloren in der Gegend rum. Ivan winkte uns dann zu sich und wir folgten ihm. Und das auf einen kleinen Acker. Genau, wir durften ihn bearbeiten! Trockene Salatblätter abzupfen, Unkraut jäten, Blätter zusammenhaken. Vom Prinzip finde ich so etwas gut. Denn wir haben echt keine Ahnung mehr, was wir alles so essen und vor allem, wie hart es ist das alles zu ernten. Aber wir waren ja nicht darauf vorbereite, hatten uns etwas anderes vorgestellt und so war die Aktion ein wenig ungewöhnlich. Nach der Acker-Einheit fand noch eine Messe statt, von der wir natürlich auch so gut wie nichts verstanden. Einige Bruchteile der Predigt konnten wir aufschnappen: Ein (Ex?)-Drogenabhängiger sprach zu den Gläubigen. Was genau er aber sagte, konnten wir nicht verstehen. Bald ging es dann wieder in die Stadt weiter; und zwar zur Probe in eine große Turnhalle. Wow, das sah schon alles sehr professionell aus. Die Bühne war sehr groß und sehr gut ausgestattet. Hätte ich nicht gedacht. Lotte und ich schließen uns Marko und Ivan an, die durch die Stadt laufen wollten. Im Dunkeln sah die noch schöner aus als tagsüber.
Der Abend war dann sehr lustig. Denn wir saßen alle, also auch die Gastfamilie, im Wohnzimmer. Familie Bonic ließ nicht locker und wir kamen um das Kosten des berüchtigten und selbstgemachten Rakias nicht herum. Und der war nicht ohne. Allein schon das Riechen hätte mir gereicht. Aber probieren mussten wir natürlich auch.
Es zeigte sich dann, dass der Vater der Familie ganz gut Deutsch sprechen kann, weil er in den vergangenen Jahren oft auf seinen LKW-Touren auch nach Dortmund gefahren war. Der jüngste Sohn der Familie, Martischa, konnte sehr, sehr gut Englisch. Nach eigener Ankunft, weil er sehr viel englisches TV guckt. Dann ging es ans Kartenspiele  (das, was Petra mit uns spielte, als alle versuchten am Sonntag der Abschiedsparty Zeit zu schinden). In Subotica gab es allerdings die Regeländerung, dass derjenige mit dem schlechtesten Ergebnis am Rundenende, den Rakia erneut „kosten“ musste. So lernten wir dann auch das Kartenspielen auf bosnische Art kennen.
Der Sonntag begann dann um halb neun, ging mit Frühstück und anschließender Messe auf dem ländlichen kirchlichen Gelände weiter, wo wir auch schon am Samstag waren. Zu dieser Messe kamen weit mehr Menschen als am vorigen Tag. Den Snack, der dann angeboten wurde, probierten wir nicht. Denn zu Hause bei unserer Gastfamilie wartete ein Grill, voll mit allermöglichen Leckereien, auf uns. Sehr, sehr lecker!
Nach einem Besuch bei der örtlichen Polizei, um ein Schriftstück abzuholen, was und den Aufenthalt in Subotica erlaubte, folgten wir unserer Band dann in die große Sporthalle; dort hatte vorher die Generalprobe stattgefunden. Sehr bald ging das Festival – ein Wettbewerb – dann los. Unsere Gruppe war an fünfter Stelle vorgesehen. Ich konnte es kaum erwarten! Wie schon vorher erwartet, hat man vielen Stücken und Liedern angemerkt, dass sie einen kirchlichen und christlichen Hauch innehaben; vieles davon war melancholisch. Dann unsere Gruppe! Mir persönlich gefielen sie mit am besten; unter anderem auch, weil sie Instrumente selber spielten. Am Ende reichte es dann für einen Sonderpreis, der ihren Liedtext als den besten auszeichnete (alle Gruppen hatten ihre Stücke selber komponiert).
Wieder an der frischen Luft erfuhren wir dann, dass es schon in derselben Nacht zurückgehen würde. Also verabschiedeten wir uns schon von unserem Gastvater, der wieder auf Truck-Tour gehen musste. Den Rest seiner Familie verabschiedeten wir, als wir zu ihnen fuhren, um unser Gepäck zu holen. Und dann startete auch schon die Rückfahrt.