Frei, frei, frei!
Diesen Tag musste ich nutzen, um Familie Mujo zu besuchen! Da am vorigen Tag die geschlossenen Einkaufsläden mir ihr Babyklamottensortiment leider nicht zur Verfügung gestellt hatten, machte ich mich noch einmal auf den Weg. Es sollte etwas kleines werden; eine Mütze oder Handschuhe.
Als ich heute Morgen fertig war, machte ich mich also auf den Weg durch unsere Straße. Als weiteres kleines Mitbringsel hätte ich ein paar Fotos toll gefunden; ein paar Schnappschüsse des Tages, als Mama und ich sie besucht hatten. Perfekt vorbereitet, mit den Fotos auf meinem Stick, kam ich in den Fotoladen neben unserem Hauseingang.
Der Mann erkannte mich, und musste mir dann traurig sagen, dass ich erst um 13 Uhr wiederkommen könne, da er gerade einen großen Auftrag bearbeiten musste. Das hörte und sah ich dann an der laut rappelnden Fotodruck-Maschine. Schade, dass ich keine Fotos mitnehmen konnte, aber da war wohl nichts zu machen.
Da bei der letzten Begegnung mit Mujos Familie die Kommunikation, aufgrund von sich nicht überschneidenden Sprachkenntnissen eher umständlich abgelaufen war, war ich trotz einer Vermutung nicht sicher, ob sie im Februar ein Mädchen bekommen hatte.
So hatte ich mich entschlossen, etwas universales, eher etwas jungenhaftes, zu kaufen. Die könnte ein Mädchen ja auch tragen; andersherum wäre das schon schwieriger.
Zum Glück sprach die Verkäuferin gut Englisch. So konnte ich ihr erklären, was ich suchte, was nicht und vor allem, wie alt das Kind ist.
Und da im Regal hing das perfekt Stück: eine blau-grün gestreifte Mütze. Zwar nicht allzu günstig für eine Babymütze, aber es war mit das Nützlichste und Kleinste im Laden gewesen. Nur leider erstickte die Verkäuferin dann all meine Freude im Keim: Die Mütze sei zu klein für ein Kind von circa acht Monaten. So suchte ich dann weiter, und entschied mich dann für ein schlichtes blaues Sweatshirt-artiges Oberteil. Weiter ging es dann im Supermarkt weiter unten an der Straße, wo ich noch zwei Breigläser und Bonbons kaufte. Und schon konnte es zur Bushaltestelle gehen.
Sehr bald klopfte ich an die (wir mir auffiel neue) Tür von Mujos Haus. Letzterer öffnete mir auch. Und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. Er sagte Etwas auf Kroatisch zu mir, ich verstand es leider nicht, erahnte aber, dass er mir klar machen wollte, dass nur er zu Hause sei.
Gerade als ich die Schuhe abgestreift hatte, kam seine zweite Tochter um die Ecke. Man könnte meinen, das Grinsen liegt in der Familie, denn auch sie lächelte breit als sie mich sah und umarmte mich beherzt!
Im warmen Wohnzimmer begann dann eine einfache Unterhaltung. Ich versuchte möglichst viel Kroatisch / Bosnisch anzuwenden. Und das schien sie echt zu freuen! Wahrscheinlich waren sie zudem vom Kontrast zwischen meinen damaligen „Kroatischkenntnissen“ und meinen jetzigen minimalen Grundkenntnissen überrascht.
Sie brühten mir einen Tee auf, erzählten mir über ihre Nichte / Enkelin (meine Vermutung war dann doch richtig gewesen) und zeigten mir viele Fotos (echt sehr süß das Baby!!!). So erfuhr ich, dass die Kleine an diesem Tag nicht zu Hause war, und meine herausgehört zu haben, dass sie bei ihrem Vater war. 8 Monate ist sie nun alt!
Der erste Sohn der Familie kam auch dazu. Er ließ sich aufs Sofa fallen, grinste mich an und schaute dann Fernsehen.
Als mir dann einfach nichts mehr einfiel, was ich mit den Dreien reden könnte, war es ein wenig still um den Wohnzimmertisch. Ich schlürfte meinen Tee und bestaunte die Wallnüsse, die mir Mujos Tochter in meiner Plastiktüte geschenkt hatte. Ebenfalls schenkte sie mir ein Foto ihrer Nichte. Mensch, ich fand das war eine tolle Geste!
Als ich ungefähr eine Dreiviertelstunde da gewesen war, sagte ich, dass ich mich auf den Heimweg machen würde. Ich schlüpfte grade in meine Treter, als die Mutter der Familie hereinkam. Wow, wie schön es war, sie zu sehen. Mit ihr unterhielt ich mich auch kurz und versuchte ihr zu erklären, warum und wie lange ich hier bin, dass meine Eltern in Deutschland sind und dass ich sie zu Weihnachten wiedersehe. Beim Abschied herzte sie mich dann sehr, und sagte „Vidimo se sutra!“. Nun, ich weiß nicht, ob sie verstanden haben, dass wir uns am nächsten Tag nicht sehen würden (da war ihre Enkelin wieder da), aber es war echt toll, sie lachen zu sehen. Ich bekräftigte „Vidimo se!“ und machte mich dann auf zur Bushaltestelle.
Was war dort angesagt? Ja, genau. Warten.
Nach einer Kleinbusfahrt an der Hauptbushaltestelle angekommen, begann dann das extreme Warten.
Total hungrig kam ich in Sarajevo an. Diesem Gefühl ging ich nach, stillte es und erfreute mich dann an den Stufen hoch zur kath. Schule, denn viele kroatische Verben, Substantive, Konjugationen, Deklinationen und unsere Lehrerin warteten auf mich / uns.
Der Tag kam mir irgendwie komisch. Kein richtiger Alltag, und trotzdem sehr stressig. Ich fühlte mich auf eine Art nicht vollkommen. Abends bereitete ich noch den Deutschkurs für den nächsten Tag vor; malte kleine Bilder, zu denen den Kindern dann ein Verb einfallen sollte. Und es stand noch so viel an ich hätte noch so viel machen können. Aber ich schaffte es einfach nicht; die Woche ist teilweise einfach so, so, so voll und ich komme nur zu wenig.
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