Der erste Tag der Woche sollte wie immer ablaufen: wir würden zu Egipat fahren und abends den Sprachkurs haben.
Allerdings führt uns der Hinweg noch zum Jugendhaus, da Lucija uns mitteilte, das dort Post auf uns warten würde.
In der unteren Etage des Jugendhauses wartete dann mein Busticket auf mich (das hatte ich ja verloren)! In der Woche zuvor hatte Lucija mir schon gesagt, dass jemand es gefunden und abgegeben habe. Als ich es dann in der Hand hielt, war das echt ein tolles Gefühl. Denn damit hatte ich echt nicht mehr gerechnet. Vor allem nicht hier in Bosnien ;-)
Da für Lotte, bedingt durch ihren Geburtstag, ein Paket bei der Post angekommen war, machten wir uns mit zwei Jugendhausmitarbeitern im Bulli auf den Weg.
Überhaupt nicht kompliziert so ein Paket abzuholen! Erst zu einem Schalter, irgendetwas klären, dann durch einen Nebeneingang zu einem anderen Schalter das Abholen bezahlen und letztendlich etwas unterschreiben, bis man am anderen Schalter das gute Stück in Händen hält.
Lotte hatte Zeit, alles anzuschauen und zu lesen, da wir im Bulli netterweise rauf zu Egipat gebracht wurden.
Zu dieser Zeit begann der normale Ablauf eines Montags.
Nach einem anstrengenden Tag im Waisenhaus (denn ich musste unter Zeitdruck den letzten Kindern alleine helfen) und dem Kroatischsprachkurs, näherte sich der Höhepunkt des Tages. Er kam mit jeder Stufe der langen Treppe hinunter zur Stadt näher. Jeder Schritt brachte uns näher zu ihm. Letztendlich trennte uns nur noch eine stabile Eingangstür.
„I would like to put money on my sim-card…yes…ehm, 15 KM…no, I can do it. Thank you. …And I have another question. I would like to use mobile internet and especially 0.facebok.com. But right now it doesn’t work, because I need the dates. Maybe you could help me?”
Und die nette Frau wollte. Und konnte! Es dauerte zwar ein wenig, aber das war es mir wert!
Lotte und ich hatten eine Filiale unseres bosnischen Handyanbieters aufgesucht und saßen während des Wartens auf einem rechteckigen Sitz. Neben dem Schalter der Frau hatte ein Mann seinen Arbeitsplatz. Zunächst bediente er einen Kunden, dann hatte er nichts zu tun. Und das war der Moment, als er uns ansprach.
„I am sorry. Are you from Germany? Are you the two volunteers? “
Wir waren ein wenig baff. Wie konnte er das wissen? Und wenn er uns meinte, was für ein Wunder!!!
Ja, er meinte uns. Denn er erwähnte Simo. Sagte, dass er ihn schon lange und gut kenne, und dann und wann im Jugendhaus helfe. Deshalb würden wir uns dann am kommenden Samstag auch sehen, wenn der Grundstein für den Neubau gelegt wird. Außerdem quatschten wir über unsere Arbeit hier, also über Egipat und Mjedeniza (die Behindertenschule) und über unsere Heimat. Er sagte, er sei beinah schon überall in NRW gewesen. In Kamen zwar noch nicht, gehört habe er aber schon davon.
Was ein tolles Erlebnis!
Draußen in der kalten Luft Sarajevos machten wir uns dann den Weg zum Internetcafé. Auf dem Weg dorthin spielte ich ein wenig an meinem Handy herum, bis Lotte ebenfalls auf ihr Handy schaute. Und sah, dass dort einige Anrufe in Abwesenheit verzeichnet waren. Die Nummer konnte nur zu einem Gerät gehören: dem der Eronet-Angestellten. Denn sie hatte Lottes Nummer vorher im Laden gebraucht, um die facebook-Sache für sie zu regeln.
Es fiel Lotte wie Schuppen von den Augen. Ihr Paket! Oh nein. Ich bot ihr an, mich auf den Weg zu machen.
Lena und ihr Gedächtnis. Ich bog in eine Straße ein, und war mir gar nicht sicher, den Eronet-Laden zu finden. Doch dann erstrahlte das Rot seiner Schilder vor mir und ich betrat den mollig warmen Raum erneut.
Die beiden Verkäufer erwarteten mich schon grinsend. Das Paket hatten sie an die Seite auf eine Ablage gestellt. „Right now I was writing a message to her and I wanted to send it to her in these minutes!” Er war einfach so nett und freundlich. Ich bedankte mich sehr, sehr oft, auch in Lottes Namen.
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